Themenspecial zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika

Die Bevölkerung Südafrikas

Der Vielvölkerstaat Südafrika war schon immer eher eine geographische Bezeichnung als eine nationale Einheit, denn Südafrika weist eine komplizierte Bevölkerungsstruktur auf. 1989 wurde die Gesamtbevölkerung auf 30.193.000 Menschen geschätzt. Davon waren 941.000 Asiaten, 21.105.000 Schwarze, 3.168.000 Farbige/Mischlinge und 4.979.000 Weiße, woraus sich die besondere "Rassenproblematik" dieses Landes ergibt. 99 % der Asiaten sind indischer Herkunft, die restlichen sind Chinesen. Die ersten Indianer wurden als Arbeitskräfte von den Briten ab 1860 nach Südafrika gebracht. Ihre Lebensweise spiegelt eine Mischung aus westlichen und orientalischen Sitten wider, und es lassen sich auch deutliche Unterschiede in den Sprachen (Englisch, indische Sprachen: Tamil, Telugu, Gujarati, Urdu, Hindustani) und den Religionen (70 % der Inder sind Hindus, 20 % Moslems, 10 % Christen oder Anhänger anderen Glaubens) feststellen. Die Chinesen stammen von den Einwanderern ab, die nach der Entdeckung von Diamanten und Gold nach Südafrika kamen.

Die schwarze Bevölkerung Südafrikas, die numerisch dominant ist, enthält sich deutlich voneinander unterscheidende ethnische Gruppen. Jede einzelne davon hat ihre eigene Sprache und Sozialstruktur sowie ihre eigene Kultur und Tradition. Es gibt vier große alte Stämme, die sich wiederum aus kleineren zusammensetzen:

Fast 80 % der Schwarzen gehören dem christlichen Glauben an. Die so genannten Farbigen und Mischlinge entstanden aus der Begegnung von ursprünglichen Hottentotten-Stämmen, frühen weißen Siedlern, Sklaven und Schwarzen. Dieses Volk beinhaltet zwei grundverschiedene Gemeinschaften: Die Cape Malays (Cingalesen, Chinesen, Indonesier und Malegassen) und die Griquas. 90 % der Farbigen sprechen "Afrikaans", welches die einzige indo-europäische Sprache ist, die in Afrika entstand, und die meisten Mischlinge sind Christen.

Die Ursprünge der Weißen lassen sich auf die holländische Besiedlung am Kap der Guten Hoffnung im Jahre 1652 zurückführen. Es folgte ein konstanter Strom von Einwanderern aus allen Teilen der Welt (z.B. französische Hugenotten, britische Siedler und deutsche Gruppen), die ihre Kulturen und Sitten mit sich brachten. Heute sehen sich die Weißen nicht als "Kolonialisten", sondern als "weiße Afrikaner", da sie seit Generationen in Südafrika leben und das Land als ihre Heimat betrachten.

Das Völker- und Sprachengemisch sowie die religiöse Vielfalt Südafrikas sind entscheidende Kennzeichen des Tribalismus. Der Begriff Tribalismus wird als eine durch Vielzahl ethnischer Stämme geprägte Politik definiert. Einzelne Gruppen kämpfen um die Vormacht im Staat und versuchen, den Einfluss ihrer Region durchzusetzen, wodurch sie die Integration anderer ethnischer Völker gefährden. Außerdem erschweren die zahlreichen verschiedenen Sprachen und Traditionen die politische und kulturelle Einheit eines Landes.

Im Staat herrscht eher ein Gegeneinander als ein Miteinanderwirken vor, was häufig zu kriegerischen Auseinandersetzungen führt. Die Bevölkerungsverteilung fand in Südafrika nach Rassen statt, was sich auf historische Wanderungsbewegungen und die Einschränkung der Mobilität zurückführen lässt.

Ebenfalls auffällig ist ein gravierender Dichteunterschied zwischen den "weißen Gebieten" und den so genannten "Homelands" (Autonomstaaten). Die immer stärker werdende Landflucht führte jedoch zu einer zunehmenden "Verschwärzung" der weißen Regionen, das heißt immer mehr Schwarze ziehen in die Städte des "weißen Südafrikas", was wiederum viele Diskussionen und erhebliche politische Auswirkungen mit sich bringt.


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